Achtzeiler

Sukkulenten-Sammlung & das zweitausendvierhundertvierte Gedicht

In der Sukkulenten-Sammlung Zürich

Sowie Sukkulenten

Wenn statt Sukkulenten
Wir Zuckerruhr nur kennten
Und unsre Unverwundten
Schluppten Säcke Lunten,
Blieb nur auszuspucken
(Super aufzumucken)
Ob armer Schlucker Renten.

Sowie der Sukkulenten.

Züriseewasser & das zweitausendvierhundertdritte Gedicht

Blick auf den Zürichsee

Am Mythenquai, Anfang April

Am Mythenquai kühle ich Anfang April
Meine Füße fühlbar im See, denn ich will
Die Sonne, die Berge, den Schweiß, die Schweiz halten,
Den Alltag, das Alter und Alldas abspalten.

Zum Speichern der Einmaligkeit
Will ich mich so ermahnen,
Eh Trott, Stress und vertane Zeit
Sich abermals verzahnen.

Alle Rechte bei Lukas Hofstetter, der das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2024 erstanden hat.

Rietpark & das zweitausendvierhundertzweite Gedicht

Villa im Rietpark

Dem letzten Teil

Dass ich dereinst mit dir hier war,
Gilt auch nach diesem plötzlichen Tod.
Es stimmt, dieses lebensglückraubende Jahr
Wiegt nichts zurück ins Lot.

Doch dass ich einst mit dir hier stand -
Das wird Gewissheit bleiben.
Bleib für mich mit im alten Land,
Eh sie zu mir dich treiben!

Balkonwiederkehrer & das zweitausendvierhundertste Gedicht

Moosacher Balkonstilleben

Kurzweil

Stetig stimmt, dass der Frühling an Tempo gewinnt,
Mit dem Düfte und Farben verblassen,
Dass die längeren Tage die kürzeren sind -
Schon bei Sonnenaufgang uns verlassen.

Verweile Moment, du bist so schön!
Was sich wünschen ließ, muss man nun flehen.
Einst fröhlicher Sang schlurft dahin zum Gestöhn ...

Und der Frühling ist nicht mehr zu sehen.

Altötting & das zweitausenddreihundertdreiundneunzigste Gedicht

Altöttinger Kapellplatz

Der wärmste Tag

Der wärmste Tag im Jahr ist's nicht
Allein ob der Temperatur.
Er erhellt ein im Finstern verfasstes Gedicht
Und schert aus der Trott-Prozedur.

Der wärmste Tag ist Pionier nach der Kälte
(andre werden ihn bald übertrumpfen).
Wir drohten, als er uns so mildsam erhellte,
Im Frust allen Frosts zu versumpfen!

Mon(o/u)ment & das zweitausenddreihunderteinundneunzigste Gedicht

Münchner Rathaus im Abendhimmel

Ahoi!

Ahoi, ihr Büchsenspanner, ortet ihr mir meinen Wal!
Mir war ja dieser Ozean bislang nur sehr egal.

Doch jed' Horizont ist für euch voll Moby Dick -
Harpunenkommunenbewährt ist der Trick,
Verschwor'n zum "Ja, da bläst er!"-Chor!
Schon geht an Bord: der nächste Tor.

Mir war ja dieser Ozean bislang nur sehr egal,
Doch Büchsenspanner orten mir auch ungefragt den Wal!

In Warteposition & das zweitausenddreihundertneunzigste Gedicht

Osterhase als Gastgebergeschenk aus Mühlhofen

Einfach mal ...

... aus Scherz die zurückström'nden Hauptmänner fragen,
Wie's sich denn anfühlt, ein Sieger zu sein,
Und wie oft sich's schlecht schlief, aus Angst zu versagen,
Wie mickrig die Aussichten auf ein Verzeih'n.

Soldaten sind Mörder. Fast hätt man's vergessen.

Ja, es hilft über Notlagologen zu lästern -
Im Verweigern mit treulosem Maßstab zu messen.

Pazifismus bleibt heute. Der Sog zieht ins Gestern.

Prototyp & das zweitausenddreihundertachtundsiebzigste Gedicht

Gondel auf dem Canale Grande

Sehnsuchtsorte

Der stille Charme von Sehnsuchtsorten
Will beinahe beschämen -
Wenn uns statt Überraschungstorten
Besinnlichkeiten zähmen,
Die alle so erwartbar waren
Und doch von Sättigungsgefahren
So unnachahmlich fern!

In kurz: Man ist dort gern.

Campanile & das zweitausenddreihundertdreiundsiebzigste Gedicht

Der Glockenturm am Markusplatz von Venedig

Nachhaltigkeitsziele

Es ist nicht im Sinne der Nachhaltigkeit,
Ist niemand mehr maximal abknallbereit,
Denn jedes Geschoss zählt ja auch als Ressource!

" ... nur werd ich hier nicht als Ziel stillstehen!" murr'se?!

Doch jeden Schuss als einen Treffen zu nutzen,
Ist durch die Verlustfreiheit Top-Umweltschutz. Wenn
Sich da jemand duckt, um sein Leben zu retten,
Tut er nicht genug! Und zählt nicht zu den Netten.

Manufacturentree & das zweitausenddreihundertfünfundfünfzigste Gedicht

Kakadus vor der Porzellan Manufactur Nymphenburg

Verbrauch's!

Gewesenes betrügt: Die Form
Der Erinnerung, die sich forciert.
Zwingt Vielgestaltenes zur Norm,

Sodass im Gewinn man verliert.

Die Zeit, die nach uns folgt, gereicht
Betrachtern nur zu Hüllen.

So fällt's dem edlen Weine leicht,
Schon jetzt das Glas zu füllen.

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